Unser Gastgeber, Vater Niocolaus, ist Priester für einige Dörfer hier in der Umgebung. Er hat mir Gelegenheit gegeben, etwas in die Welt der orthodoxen Kirche Kretas einzutauchen. Zwei Tage war ich mit ihm unterwegs. Einmal zu einem Gottesdienst in einer kleinen Bergkirche und einmal zu einer Litanei zu Ehren des heiligen Nektarios von Aegina.

Die Bergkirche ist eine von zwölf Kirchen eines kleines Ortes in den Bergen West-Kretas. Sie stammt aus dem zwölften Jahrhundert und ist seitdem fast unverändert erhalten geblieben.

Als wir ankamen, wurde die Kirche schon von einigen Dorfbewohner festlich mit Blumen und Kerzen geschmückt. Im Inneren gab es verblichene Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert, die die Zeit überdauert hatten, zu sehen.

Bald war die Kirche hergerichtet…

…und der Gottesdienst wurde von Vater Nicolaus mit dem Läuten der Glocke eröffnet.

In der orthodoxen Kirche ist der Altarraum von der restlichen Kirche getrennt. Nur der Priester und seine Helfer dürfen ihn betreten.

An einem kunstvoll verzierten Pult steht ein Diakon oder Gottesdienstbesucher und zelebriert im Dialog mit dem Priester den Gottesdienst.

Texte werden nach byzantinischen Tonfolgen gemeinsam oder im Dialog des Diakons mit dem Priester zum großen Teil in altgriechisch gesungen. Das erzeugt eine sehr mystische Stimmung, die mich schnell in Ihren Bann gezogen hat, obwohl ich natürlich kein Wort verstand.

Gestern durfte ich dann mit meiner Kamera einer Litanei zu Ehren des Nektarios von Aegina beiwohnen. Hier waren nicht nur Priester und Gläubige zugegen, sondern auch eine Abteilung des hier stationierten Militärs, ein Militärorchester der kretischen Marine und das Rote Kreuz, was hier wohl auf keiner Veranstaltung fehlen darf. Was in Deutschland undenkbar wäre, eine gemeinsame Zeremonie des Militärs und der Kirche, ist hier auf Kreta ganz normal. Während der vielen Besatzungen Kretas durch die Türken, die Venezianer und auch die Deutschen waren die hiesigen Klöster oft Zentrum des Widerstandes gegen die Besatzer und Zufluchtsort für die Widerständler.

Pünktlich um 17:00 Uhr startete die Prozession mit dem Militärorchester an der Spitze.

Die Priester, unter ihnen der Bischof von Kissamos (im Hintergrund mit goldenem Schal), liefen zwischen den Soldaten den Weg zur Kirche.

Um Ende des Zuges gingen die Gläubigen.

Bald kam die Prozession an der Kirche an. Noch bevor die Kirche betreten wurde, zelebrierte der Bischof von Kissamos eine Zeremonie mit einer Schatulle, in der Teile der Gebeine des Nektarios von Aegina enthalten sind.

Danach betraten die Gläubigen und die Priester die Kirche. In der orthodoxen Kirche wird solch ein großer Gottesdienst nicht mit einem Priester durchgeführt. Außer dem hiesigen Bischof waren noch mindestens fünf weitere Priester anwesend.

Die Schatulle mit den Gebeinen des Nektarios von Aegina wurde im Mittelgang vor dem Altarraum aufgestellt.

Immer wieder gingen Gläubige, auch die Vertreter des Militärs zur Schatulle, knieten vor ihr nieder, verneigten sich vor ihr oder küssten sie. Dann ging während des gesamten Gottesdienstes so weiter.

Immer wieder gingen Priester durch die Reihen und segneten die Anwesenden mit Weihrauch.

Der Bischof von Kissamos hielt eine lange Predigt, der die Gläubigen andächtig zuhörten.

Der ganze  Gottesdienst dauerte über zwei Stunden. Am Ende gab es für die Gläubigen Snacks und süßes Brot, dass übrigens super lecker ist.

Jetzt bin ich fast am Ende meines Kreta-Blogs angelangt. Übermorgen fliegen wir wieder nach Hause. Aber morgen geht es, wenn das Wetter mitspielt, in die Rokka-Schlucht. Davon wird es dann auch noch einmal einen Blog geben.

×