Heute gibt es noch einen Artikel über eine kleine Arbeit, die während meiner Präsenzphase bei meinem Fotostudium entstanden ist. Wir bekamen die Aufgabe in Köln eine Reportage zu fotografieren. Der Rahmen waren 12-15 Bilder. Das Thema war frei. Ich hatte mich für die Kölner U-Bahn entschieden. U-Bahnhöfe haben mich schon immer fasziniert. Diese Mischung aus kalter Einsamkeit und hektischer Betriebsamkeit inspiriert mich immer wieder.

Meine Ausrüstung war eine Olympus E-PL8 mit Kit-Objektiv. Eine kleine unauffällige Kamera, die für diesen Zweck gut geeignet schien. Ich war mir am Anfang nicht sicher, ob dies die richtige Wahl gewesen war, ist doch die Lichtstärke des Objektivs und das Rauschverhalten des Sensors nicht ansatzweise mit einer Vollformat-DSLR und einer guten Linse zu vergleichen. Auf der Haben-Seite stand aber, die kleine Größe der Kamera und das schwenkbare Display, was schnelle und unauffällige Aufnahmen sehr erleichtert. Außerdem kommt es auch viel mehr auf das Motiv, als auf teure Technik an.

Also machte ich mich auf den Weg und tauchte gleich in den Untergrund ab. In der Schildergasse ging es los.

Gleich an der ersten Station fand ich eine reizvolle Architektur, die ich festhalten musste.

Aber mich interessierten auch die Menschen, die auf die U-Bahn warteten. Ein hübsches Motiv ergab sich dann auch sehr schnell. Jeder der Wartenden schien eine andere Geschichte zu haben und anderen Gedanken nachzuhängen.

Ich wollte mich nicht nur auf eine Station beschränken und so nahm ich die erste U-Bahn und machte mich auf den Weg.

Am Neumarkt gönnte ich mir einen Kaffe, den ich gleich mit einem Selfie festhalten musste.

Ein vollgestopfter Laden mit allen möglichen Krimskrams zog bald meine Blicke auf sich.

Nach einer weiteren U-Bahn-Fahrt entdeckte ich einen sehr verlassenen wirkenden U-Bahnhof.

Die langen leeren Gänge luden geradewegs zu einem Foto ein.

Der Reinigungsservice hielt die Gänge sauber. Für wen eigentlich?

Auf dem Bahnsteig war dann wieder mehr Leben. Laut singend kam eine Frau die Treppen zur Station herunter und machte sich vor einem Aushang, der als Spiegel herhalten musste, hübsch.

Die Bilder wurden mit sehr hohen ISO-Werten aufgenommen (800-3200). Dies war bei dem wenigen Licht in der U-Bahn nicht zu vermeiden. Oft habe ich eine Belichtungszeit an der Grenze des Erträglichen (1/60 s oder etwas darunter) gewählt um nicht noch höhere ISO-Werte einstellen zu müssen.

Das wichtigste für solche Bilder war aber, dass ich mich auf die Stimmung in der U-Bahn eingelassen habe. Die schönsten Bilder gelingen mir, wenn ich mich in einem leicht meditativen Zustand befinde. Ich bin ruhig, die Aufmerksamkeit ist geschärft und die Motive strömen nur so auf mich ein. Dazu kommt, dass man bei der Reportage oder der Streetfotografie seine Kamera blind bedienen können muss. Die Motive ergeben sich in Sekunden und sind genauso schnell wieder weg. Deshalb habe ich oft mit einer fest eingestellten Verschlusszeit gearbeitet. Auch den ISO-Wert habe ich vorher fest eingestellt. Die Belichtung habe ich mittenbetont gemessen. Bei Motiven, bei denen es nicht auf Geschwindigkeit ankam, habe ich manuell fotografiert. Das bedeutet aber auch, dass man vor dem Drücken auf den Auslöser wissen muss, was man fotografieren will und warum. Viele Bilder entstehen spontan, weil man irgend etwas hübsch findet. Manchmal ist da auch ein Treffer dabei, aber viel zu oft entstehen so Bilder ohne jede Aussage.

Natürlich wurden alle Bilder im RAW-Format fotografiert. Gerade weil dieses Mal wirklich viel nachgearbeitet werden musste, vor allem beim Bildrauschen, war dieses Format unverzichtbar.

Bei der Nachbearbeitung wurde den Bildern dann ein etwas kühleren Look gegeben, der für meinen Geschmack gut zum Ambiente in der U-Bahn passt. Dazu habe ich die Fartemperatur individuell etwas abgesenkt.

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