Reisebericht

Der Wecker klingelt um 05:15 Uhr und sofort bereue ich es, dass wir uns vorgenommen haben, zum Sonnenaufgang im Watt zu sein. Schnell einen Kaffee und ein Müsli reingeschoben und dann ab ins Auto. Draußen sind gerade 8 Grad. Uns ist kalt und wir sind müde. Dabei ist es der perfekte Tag im Watt einen Sonnenaufgang zu fotografieren. Die Sonne wird fast auf die Minute dann aufgehen, wenn die Ebbe ihren Tiefststand erreicht.

Auf der Fahrt zum Watt wird die Stimmung langsam besser, als wir in die morgendliche Landschaft schauen. Es dämmert schon leicht und die Kuppen der Dünen sind über den Nebelfeldern, die in mehreren Schichten am Boden liegen, zu sehen. Jetzt bereue ich es, dass ich nicht noch eine halbe Stunde früher aufgestanden bin, um auch noch das zu fotografieren. Unser Ziel ist aber das Watt bei De Cocksdorp. Also fahren wir weiter.

In De Cocksdorp angekommen, sind die (unbedingt nötigen) Wattschuhe schnell angezogen und wir steigen auf den Deich. Dort bietet sich schon einmal ein atemberaubender Ausblick auf die frühmorgendliche Landschaft davor.

Noch haben wir die „blaue Stunde“ vor Sonnenaufgang. Alles ist in ein kühles morgendliches Licht getaucht.

Der Weg ins Watt ist erwartungsgemäß nicht leicht. Die Wattschuhe saugen sich mit jedem Schritt fest in den schlammigen Untergrund, sodass wir bei jedem Schritt aufpassen müssen, dass sie nicht von den Füßen rutschen. Elke hat meinen Gang in das Watt mal dokumentiert.

Kurze Hosen sind Pflicht, weil man oft bis weit über die Knöchel im Schlamm versinkt, was auf dem nächsten Bild ganz gut zu sehen ist.

Die Stellen, wo viele grüne Algen liegen, sind dabei noch am Besten zu begehen.

Wir liegen gut in der Zeit und können so noch einige Fotos von der „blauen Stunde“ vor Sonnenaufgang machen.

Bald geht die Sonne auf und belohnt uns für die Mühe mit einem wunderschönen Naturschauspiel.

Da wir bei Niedrigwasser in das Watt gegangen sind, hat auch bald die Flut eingesetzt. Schnell haben sich breite Kanäle gebildet, in denen das Wasser gut sichtbar wieder in Richtung Ufer fliest.

Auch wenn wir nur einige hunter Meter vom Damm entfernt sind und es noch sechs Stunden dauert, bis die Flut ihren Höchststand erreicht hat, mahne ich dann doch zum Rückzug, denn mit jedem Zentimeter, den das Wasser steigt, wird das Laufen im Watt schwerer.

Wir erreichen aber sicher das Ufer und können noch einige schöne Aufnahmen einer kleinen Anlegestelle im Gegenlicht machen.

Elke macht mich dann noch auf ein versunkenes, völlig mit Muscheln und Algen überzogenes Boot aufmerksam.

Nach dem Ausflug in das Watt habe ich erst einmal eine Stunde geschlafen, bevor es zur nächsten Fotoexkursion, nach De Hors weiter ging. Eigentlich wollte ich ja an den Stand und das Wetter wäre perfekt dafür gewesen. Aber mein Sonnenbrand hat das nicht zugelassen. De Hors gehört auch zum Nationalpark „Duinen van Texel“ und liegt an der Südspitze von Texel, ganz in der Nähe des Hafens, wo die Fähren der Teso anlegen.

In de Hors gibt es eine schmale Bucht und zwei Seen, in denen viele Seevögel und vor allen Dingen Löffler leben und ihre Brutgebiete haben. Das hat mich neugierig gemacht. Mit Vogelfotografie habe ich nicht viel Erfahrung. Also habe ich mir ein Stativ, ein 200er Tele und einen zweifach Telekonverter nebst meiner großen Kamera in den Rucksack gepackt und bin losgezogen.

Trotz wunderschöner Wanderwege durch die Dünen war ich dann doch etwas enttäuscht. Entweder waren die Seen dicht bewachsen oder der Zugang war abgesperrt. Natürlich ist das sehr sinnvoll, um die vielen seltenen Seevögel zu schützen. Ich hätte trotzdem gerne ein paar Bilder aus der Nähe gemacht. Vor allem von den seltenen Löffler-Kolonien, von denen es in Europa nur noch wenige gibt. Aber Naturschutz geht vor. Das nächste Mal suche ich mir einen Führer, mit denen man näher an die Vögel kommt.

Hier ist einer der Seen zu sehen:

Gerade als ich den See von einer kleinen Anhöhe aus fotografiert habe, erhob sich ein großes Geschrei und ein Schwarm Wildgänse flog über mich hinweg. Schnell richtete ich meine Kamera gen Himmel und konnte ein paar der Gänse auf das Bild bekommen.

Der Rückweg war mühselig. Es war heiß, permanent attackierten mich Bremsen und die 15 kg Fotoausrüstung zogen mich immer weiter herunter. Das schlimmste war, dass ich noch nicht einen einzigen Löffler gesehen hatte.

Das änderte sich, als ich wieder Richtung offenes Meer ging und aus der Ferne in der kleinen, schmalen Bucht eine Kolonie von weißen Vögel sah. Auf die Entfernung konnte ich nicht genau sehen, was es für Vögel waren. Aber als die Kamera auf dem Stativ stand und 400 mm Brennweite vor den Sensor geschraubt waren, wurde schnell klar, dass ich eine Löfflerkolonie entdeckt hatte.

Die Vögel verdanken ihren Namen, ihrem löffelartigem Schnabel, mit dem sie im Wasser nach Nahrung suchen. Gerne wäre ich noch näher rangegangen. Aber dichtes Schilf und Absperrungen verhinderten das.

Jetzt war es aber Zeit zum Bungalow zu fahren und in De Koog ein Eis essen zu gehen. Auf Texel gibt es noch viel Softeis zu kaufen, was (auf Wunsch) in Nusssplitter (Nootjes) gehüllt wird und wirklich sehr lecker ist.

De Koog ist ein kleines nettes Städtchen mit einem Markplatz, an dem viele Geschäfte und Restaurants liegen.

Auch in den angrenzenden Straßen gibt es viele Geschäfte und Restaurants. Es ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Egal, ob man die einheimische Küche bevorzugt oder auf exotisches Essen steht.

Tipps und Tricks

Heute gebe ich mal einige Tipps zur Landschaftsfotografie im Watt. Das erste und Wichtigste: Ordentliche Ausrüstung. Wattschuhe oder Gummistiefel sind ein Muss. Für den Einen oder Anderen wird es nicht nur unangenehm sein, im Schlamm zu waten – die scharfen Kanten der zerbrochenen Muscheln, die zu Tausenden am Boden liegen, würden ohne Schuhe ganz schnell die Fußsohlen zerschneiden.

Wichtig sind auch kurze Hosen, weil man schnell mal bis über die Waden im Schlamm versinken kann.

Eine empfindliche Nase sollte man auch nicht haben, denn viele Pflanzen und Tiere verwesen am Meeresgrund, was man dann auch riecht, wenn das Wasser weg ist.

Es empfiehlt sich immer eine Wetter- und eine Gezeiten-App (oder entsprechende Tabellen) dabei zu haben, damit man keine bösen Überraschungen erlebt. Man sollte immer bei tiefem Wasserstand oder kurz davor in das Watt gehen, damit man genug Zeit hat, bevor das Wasser wieder steigt. Wer am führen Morgen Nebelbänke fotografieren will, muss vor Sonnenaufgang vor Ort sein und aufmerksam Luftfeuchtigkeit und Wind verfolgen. Die relative Luftfeuchtigkeit muss mindestens 95 % betragen und der Wind sollte nicht mit mehr als 5 km/h wehen.

Im Watt sollte sich die Kameraausrüstung griffbereit am Körper befinden. Es ist auf Grund des nassen und schlammigen Untergrundes zum Beispiel nicht möglich, seinen Kamerarucksack auf den Boden zu legen, um ein anderes Objektiv heraus zu holen.

Bei wenig Licht ist natürlich immer ein Stativ sinnvoll. Aber das kann man im Watt vergessen. Der Boden ist so weich, dass jedes Stativ in Kürze versinkt. Außerdem habe ich selbst schon die Gummifüße an einem Stativ im Watt verloren, weil der Boden sie einfach eingesaugt hat. Man könnte sich eventuell mit einem großen Holzbrett behelfen, das man mitnimmt. Aber dann hätte man noch mehr zu tragen.

Gerade bei Sonnenaufgängen oder sehr wechselhaften Lichtverhältnissen fotografie ich immer im manuellen Modus. Die Belichtungsmesser der Kameras neigen immer dazu, helle Objekte zu dunkel und dunkle Objekte zu hell abzubilden. Richtig funktionieren sie eigentlich nur bei einem neutralem Grau. Die manuelle Einstellung von Belichtungszeit und Blende ermöglicht mir mit etwas Erfahrung, diese Messfehler zu korrigieren. Außerdem habe ich die volle Kontrolle über die Bildgestaltung. Manch einer wird sagen, dass dauert alles viel zu lange, aber mit etwas Übung ist man kaum langsamer als die Automatik der Kamera. Zum Beispiel habe ich die Wildgänse weiter oben auch im manuellen Modus der Kamera fotografiert.

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