Schlagwort: Workflow

  • Fotograf auf Reisen

    Fotograf auf Reisen

    In wenigen Wochen geht es nach Indien. Zwei Wochen werde ich dort als Fotograf für www.creacting.net arbeiten und weitere zwei Wochen durch das Land reisen. Davon wird es auch einen (fast) täglichen Blog mit vielen tollen Bildern geben. Höchste Zeit, sich über die Ausrüstung Gedanken zu machen.

    Es ist nicht mein erster Trip nach Indien und so weiß ich, dass es einige Herausforderungen zu meistern gibt:

    • Es entstehen tausende Fotos, die gespeichert und gesichert werden wollen.
    • Internet ist meist nur mit 3G vorhanden.
    • Die öffentlichen WLAN’s sind, wenn überhaupt vorhanden, für größere Datenmengen praktisch kaum zu gebrauchen.
    • Elektrischen Strom gibt es nur einige Stunden pro Tag (zumindest in den ländlichen Gegenden).
    • Steckdosen sind oft knapp.
    • Die Kameras und Objektive sind Staub und Regen ausgesetzt.

    Zuerst hatte ich überlegt, ob Lightroom CC auf meinem iPad eine Option wäre. Aber das habe ich verworfen, weil ich die anfallende Datenmenge über das schlechte Internet kaum in die Adobe Cloud bekommen hätte und das iPad einfach zu wenig Flash-Speicher hat. Außerdem hätte ich wieder ein Adobe Abo abschließen müssen.

    Also bleibt nur noch lokale Datenhaltung- und Datensicherung. Ich brauche also einen richtigen Computer, der leicht und leistungsfähig ist. Mein MacBook Pro wollte ich nicht mitnehmen, da es mir einfach zu groß und zu schwer ist. Also habe ich ein MacBook 12″ mit kräftiger CPU bestellt, was hoffentlich bald ankommt. Darauf kann ich mit Capture One, mittlerweile in Version 11 verfügbar, arbeiten und habe damit einen RAW-Konverter ohne Einschränkungen gegenüber einem iPad zur Verfügung. Das MacBook 12″ wiegt nicht mehr als ein iPad Pro mit Tastatur und ist dazu noch ein vollwertiger Rechner.

    Gespeichert werden die Bilder auf einer externen 2,5″-Platte und die Datensicherung erfolgt automatisch über TimeMachine auf eine weitere Festplatte.

    Auch um die Stromversorgung muss ich mir dann nicht mehr viele Gedanken machen, weil ich das MacBook an jeder Powerbank mit USB-C-Anschluss wieder aufladen kann. Für ganz kritische Situationen habe ich einen faltbaren Solarkollektor dabei, der mir meine Powerbanks wieder auflädt. Sonne gibt es ja genug.

    Apropos Stromversorgung: Ich lade alles über USB auf. Auch meine Kamera-Akkus. Dazu habe ich ein kleines USB-Ladegerät mit 10 USB-Ports dabei. Die originalen Ladegeräte für die Kamera-Akkus lasse ich zu Hause. Statt dessen nutze ich Ladegeräte, die ich an ein USB-Ladegerät anschließen kann. Diese Ladegeräte gibt es für unter 10,- € für alle möglichen Akku-Typen zu kaufen. Das hat zusätzlich den Vorteil dass man nicht zwingend die Original-Akkus der Kamerahersteller kaufen muss. Auf diese Art und Weise brauche ich nur eine Steckdose, um alle meine Geräte und Kameras zu laden.

    Meine Ausrüstung nehme ich in einem Handgepäck-tauglichen Fotokoffer mit. Damit habe ich immer alles dabei und die gesamte Technik ist gut geschützt. Früher habe ich einen Fotorucksack genutzt. Aber das war anstrengend. Außerdem passte kaum die ganze Ausrüstung ordentlich rein. Den Rucksack habe ich trotzdem für Shootings vor Ort dabei. Aber dann nur mit den Kameras und Objektiven, die ich für das jeweilige Shooting auch brauche.

    Meine EOS 5D Mark IV ist zwar gegen Spritzwasser und Staub geschützt. Aber nicht meine EOS 6D und meine kleine Olympus E-PL8. Gerade wenn Holi gefeiert wird, sind starke Bilder fast garantiert, aber die Ausrüstung akut gefährdet. Auch der feine Staub in trockenen Gegenden ist sehr kritisch. Für solche Zwecke habe ich einen Kameraschutz, den ich über Kamera und Objektiv ziehen kann. Die Kamera ist dann noch immer bedienbar, aber gut geschützt. So etwas gibt es für relativ wenig Geld zu kaufen.

    Nicht zuletzt sollte man auch über eine Fotoversicherung nachdenken. Oft schleppt man Ausrüstung im Wert von vielen tausend Euro mit sich herum, die nicht so leicht zu ersetzen ist.

    Ich hoffe, ich konnte Euch einige gute Tips für die Reise geben. Ab dem 10.02.18 gibt es dann meine Blogs aus Indien. Auf Instagram sind vielleicht schon etwas früher Bilder zu sehen.

  • RAW-Konverter und Bildverwaltung

    Einleitung

    Gestern bin ich ja nicht dazu gekommen, einen Fotoblog zu schreiben. Ich hatte einfach zu viel mit Aufträgen zu tun. Dafür gibt es heute einen ausführlicheren Text zu einem Thema, welches mich schon seit Jahren umtreibt: RAW-Konverter. An verschiedenen Stellen habe ich dieses Thema schon anklingen lassen. Jetzt werde ich es einmal ausführlicher behandeln. Ich behandle dieses Thema aus meiner persönlichen Sicht, und stelle nicht so sehr die technischen Details in den Vordergrund. Deswegen werde ich auch nicht jeden RAW-Konverter betrachten, sondern nur diejenigen, mit denen ich selbst intensiver gearbeitet habe.

    Was sind eigentlich RAW-Konverter und wozu brauche ich sie, schließlich kann ich mir doch meine Bilder aus der Kamera sofort ansehen?

    Mit vielen Kameras kann man in zwei grundlegenden Aufnahmemodi fotografieren: JPG und RAW. JPG ist ein komprimiertes, verlustbehaftetes Bildformat. Die Kamera nimmt die Daten des Sensors und verarbeitet diese auf der Basis der Kameraeinstellungen zu einem komprimierten Bild. Weißabgleich, Farbraum, Helligkeit: Alles wird automatisch berechnet und ist nach dem Druck auf den Auslöser festgelegt. Damit habe ich zwar schnell ein Bild mit relativ geringer Dateigröße, bin aber in der Nachbearbeitung sehr eingeschränkt, weil ich nur noch minimale Korrekturen am Bild vornehmen kann, wenn ich nicht große Qualitätsverluste, z.B. In Form von Farbabrissen und Artefakten bekommen will. Stark unter- oder überbelichtete Bilder kann ich eigentlich kaum noch ohne große Qualitätsverluste bearbeiten.

    Anders sieht es aus, wenn ich in RAW fotografiere: Hier werden die Rohdaten der Kamera auf meiner Speicherkarte abgelegt. Dies erfolgt entweder in einem herstellerspezifischen Format, was meist der Fall ist, oder in Adobe DNG, einem standardisiertem RAW-Format, in das auch die original RAW-Datei eingebettet werden kann. Sozusagen ein PDF für RAW-Fotos. RAW-Bearbeitung erfolgt in der Regel verlustfrei. Das bedeutet: Es werden nur die Arbeitsschritte zur Bildbearbeitung gespeichert. Das Bild selbst bleibt unverändert und wird nur bei jedem Öffnen neu berechnet. Der Export in ein beliebiges Format erfolgt am Ende der Bildbearbeitung.

    Ein weiterer Vorteil von RAW-Konvertern ist, dass diese oft den ganzen fotografischen Workflow vom Import über die Bearbeitung bis hin zum Export in verschiedene Formate und auf verschiedene Plattformen abbilden. Ein Nachteil von RAW-Fotos ist die große Dateigröße, die schnell einmal 20 MB oder mehr erreichen kann.

    Apple Fotos

    Apple Fotos gibt es kostenlos zu jedem Mac, iPhone oder iPad dazu. Hier ist zu beachten, dass die Mac-Version deutlich mehr Funktionen bietet (z.B. Reduzierung von Bildrauschen).

    Apple Fotos kann (aber muss nicht) komplett cloudbasiert betrieben werden. In diesem Fall sind alle Originale in der Apple Cloud gespeichert und werden nur zur Bearbeitung herunter geladen. Damit sind auch alle Fotos auf allen Geräten immer sauber synchronisiert und verfügbar. Von allen Lösungen bietet Apple Fotos die konsequenteste Cloud-Einbindung, was aber auch schon mal zu Wartezeiten von mehreren Sekunden führen kann, wenn die Bilder herunter geladen werden müssen. Für wirklich große Projekte ist dies nicht wirklich gut geeignet.

    Die Werkzeuge zur RAW-Bearbeitung sind eher auf eine gute Bedienbarkeit hin optimiert. Das bedeutet aber auch, dass viele wichtige Funktionen fehlen, wie zum Beispiel eine Korrektur stürzender Linien oder die automatische Korrektur von Kamera- und Objektivfehlern. Dafür gibt es eine ganze Reihe an Bildeffekten, die mitgeliefert werden. Weitere Werkzeuge und Filter können mit Plugins nachgerüstet werden.

    Die Bildqualität ist gut, kann aber nicht mit den anderen hier vorgestellten Produkten mithalten. Gerade die Korrektur stark unter- oder überbelichteter Bilder kommt schnell an ihre Grenzen.

    Der fotografische Workflow wird vom Import bis zum Export, auch zu Diensten für Fotobücher, komplett abgedeckt.

    DxO OpticsPro

    Dieses Produkt ist ein reiner RAW-Konverter, der sich im Wesentlichen auf die Entwicklung von RAW-Fotos konzentriert. Das aber richtig gut. Die Software läuft auf dem Mac und unter Windows. Es gibt keine Cloud-Einbindung und auch keinen Cloud-Zwang. Die Software wird gekauft. Es gibt also kein Abo-Modell. Sehr sympathisch.

    DxO liefert eine Unmenge an handvermessenen Kamera- und Objektivprofilen mit,die automatisch anhand der EXIF-Daten des Bildes auf das Bild angewendet werden. Die Bearbeitungswerkzeuge für RAW-Dateien erfüllen wirklich alle Wünsche. Die Bildqualität ist faszinierend, wenn man sich erst einmal in die teilweise sehr komplexe Benutzeroberfläche eingearbeitet hat.

    Leider gibt es nur rudimentäre Funktionen zur Bildverwaltung, was einen Einsatz im professionellen Umfeld sehr entgegen steht. Da es eine sehr gute Integration des Programms in Adobe Lightroom gibt, ist das aber nur teilweise ein Problem. Auf jeden Fall kostet der Transfer der Bilder von und zu Lightroom sehr viel Zeit.

    DxO bietet mit dem Filmpack auch noch ein Plugin für seine Software und Lightroom, welches sehr sehenswerte Bildeffekte Bildeffekte aus der analogen Fotografie mitbringt.

    Adobe Lightroom

    Adobe Lightroom ist der Platzhirsch unter den RAW-Konvertern. Eine Kaufversion muss man in den Untiefen der Adobe-Website suchen. Die ist dann auch noch funktional zu der Abo-Version etwas eingeschränkt. Es führt also fast kein Weg an einem Abo vorbei. Das nervt und macht mich komplett von Adobe abhängig. Das ist gerade dann wirklich übel, wenn ich irgendwann mal zu einem anderen Produkt wechseln möchte. Denn dann kann ich meine ganze Bibliothek und damit die Arbeit von Jahren vergessen. Abo-Modelle mögen für die Hersteller der Software sehr profitabel sein. Aber für den Nutzer sind sie eine Pest.

    Lightroom läuft auf dem Mac und auf Windows. Mobilversionen sind für IOS und Android verfügbar.

    Die Bildqualität von Lightroom ist sehr gut, kann aber nicht ganz mit OpticsPro oder Capture One mithalten. Lightroom ist mit einer Vielzahl an Plugins erweiterbar und verfügt neben Apple Fotos über beste Unterstützung von Kameras aller möglichen Hersteller.

    Die Einbindung in die Creative Cloud hat zwar den Abo-Zwang zur Folge, bietet aber auch die Möglichkeit der Synchronisierung mit Lightroom Mobile, was einen mobilen Workflow mit dem Handy (IOS und Android) und eine sehr elegante Synchronisierung mit der Desktopversion von Lightroom mitbringt.

    Die Werkzeuge zur Bildbearbeitung sind komplett und sehr logisch in der Anwendung angeordnet, sodass sich auch ein Einsteiger schnell zurecht findet. Die Anwendung kann mit einer Vielzahl an Plugins erweitert werden.

    Der fotografische Workflow wird vollständig abgebildet und lässt keine Wünsche offen.

    Capture One

    Capture One ist der Porsche unter den RAW-Konvertern, aber auch mit Abstand das teuerste Tool. Dafür kann es auf drei Rechnern gleichzeitig eingesetzt werden. Es gibt die Möglichkeit des Abos, aber keinen Abo-Zwang. Eine Cloud-Synchronisierung ist ebenso wenig vorhanden, wie ein mobiler Client. Die Software läuft auf dem Mac und unter Windows. Die Unterstützung von Kameras unterschiedlicher Hersteller ist sehr gut, konzentriert sich aber auf den professionellen Bereich.

    An Werkzeugen zur Bildbearbeitung lässt Capture One kaum Wünsche offen, ist aber auch sehr komplex zu bedienen. Wenn mach sich aber erst einmal mit der sehr anpassbaren Benutzeroberfläche vertraut gemacht hat, kann man sehr schnell arbeiten und erziehlt erstklassige Ergebnisse.

    Erweiterungen gibt es für die Software kaum. Nur von Capture One werden einige kostenpflichtige Plugins angeboten.

    Der fotografische Workflow wird komplett abgebildet, konzentriert sich aber auch hier auf professionelle Funktionen.

    Fazit

    Wer einen unkomplizierten Einstieg in die RAW-Fotografie sucht und keine allzu hohen Ansprüche (und einen Mac) hat, sollte zu Apple Fotos greifen.

    DxO OpticsPro bietet die beste Bildqualität, hat aber keine Bibliotheksfunktionen. Wer diese nicht braucht, ist hier bestens aufgehoben.

    Adobe Lightroom bietet ein professionelles Komplettpaket. Wer kein Abo will, muss auf die Cloud und einige Funktionen verzichten. Wer dieses Tool nutzt, kann sehr professionell arbeiten, bindet sich aber ein Leben lang mit monatlichen Zahlungen an Adobe.

    Capture One ist die Software für Profis. Super Workflow und eine super Bildqualität. Allerdings gibt es keine mobile Variante, die auf Handys oder Tablets läuft.

    Die optimale Software für alle Anwender gibt es also nicht. Jedoch kann jeder den für ihn passenden RAW-Konverter finden.