Am Wochenende hatte ich beschlossen, am Montag mein Studio nicht zu öffnen, um Zeit für kreative Ideen zu haben. Also bin ich heute losgegangen, um meine nähere Umgebung mit der Kamera zu erkunden. Herausgekommen ist eine Mischung aus experimenteller Naturfotografie, etwas Architektur und Street-Fotografie.
Meine erste Idee war, meine Drohne mal über dem Kreisel (unser großer Kreisverkehr auf dem Heilsberg) schweben zu lassen. Leider war der Akku leer und es wurde nichts. Aber an der Straße blühte ganz viel Lauch. Hier habe ich meine fotografischen Experimente begonnen. Ich wollte heute die Bilder mal anders fotografieren und auch anders bearbeiten.
Statt, wie sonst immer, ein Makro für diesen Zweck zu nutzen, habe ich zu einem Weitwinkelobjektiv gegriffen. Die Perspektive von unten lässt die Pflanze extrem überhöht in den Himmel ragen. Damit der Kontrast zwischen Blüte und Himmel nicht zu groß wurde, habe ich geblitzt.
Bein der Bearbeitung habe ich die Lichter und Schatten weiter angeglichen, den Kontrast und die Sättigung verringert und etwas mit der Teiltonung gespielt, um dem Bild einen leichten Filterlook zu geben. Zum ersten Mal hab ich auch den neuen Struktur-Regler von Lightroom genutzt, um Details stärker hervorzuheben. Ein cooles Werkzeug übrigens.
Hier das gleiche Motiv. Aber ganz anders aufgenommen und farblich komplett anders bearbeitet.
Nicht weit von meinem Standort ist eine Bushaltestelle. Etwas abseits und mit einem Teleobjektiv bewaffnet, habe ich ganz in Ruhe das Treiben beobachtet.
Mein erstes Bild galt einer typischen Szene unserer modernen Zeit.
Egal, ob jung oder alt, schwarz oder weiß: Realität nehmen wir fast nur noch vermittelt über Bildschirme wahr. Direkte Kommunikation zwischen Menschen wird immer weniger gepflegt. Für mich stellt sich da schon die Frage, wie in den Köpfen der Menschen die Bilder über unsere Welt entstehen, wenn wir nur noch aufbereitete und gefilterte Informationen aufnehmen.
Die Bildschirme fesseln uns so sehr, dass wir die Gefahren des Alltags komplett ausblenden.
Auch bei diesem Bild habe ich mal etwas mit der Teiltonung von Lightroom gespielt und dem Bild damit einen lila-rötlichen Touch gegeben.
Eine etwas skurrile Szene spielte sich gleich nebenan ab, als der Rettungsdienst dicke Rauchschwaden seiner E-Zigarette in die Luft bließ.
Da stellt sich doch gleich die Frage, ob der Rettungsdienst nicht bald selbst gerettet werden muss.
Weiter ging es zur katholischen Kirche auf dem Heilsberg. Auf dem Weg dort hin blühte auf einem Erdhaufen der Mohn. Auch hier hab ich in der Nachbearbeitung extrem mit den Farben gespielt.
Für die Farben Gelb und Grün habe ich die die Sättigung und Dynamik auf Null gesetzt. Für Rot habe ich die Sättigung leicht erhöht. Dann kam die Teiltonung ins Spiel. Die Mitteltöne sind von mir in einen leicht blauen Ton verschoben worden. So entsteht eine Wirkung, als ob das Gras um den Mohn herum gefroren währe und es entsteht sehr sehr surreal wirkendes Bild: Kälte und Sommerblumen.
Meine letzte Station war, wie gesagt, die katholische Kirche. An der bin ich schon jahrelang vorbei gefahren. Doch noch nie habe ich sie mir genauer angeschaut. Schon immer fand ich den Glockenturm spannend, der weithin sichtbar ist.
Sehr reizvoll fand ich den Kontrast zwischen moderner Architektur und Natur. Der Efeu holt sich das wieder zurück, was wir ihm genommen haben. Sicher auch eine Metapher für unseren aktuellen Lebensstil.
Ein Schloss, dem man die Spuren der Witterung ansehen konnte, versperrte den Eingang zum Glockenturm. Überhaupt machte alles einen fast endzeitlichen Eindruck auf mich. Entsprechend habe ich das Bild auch eingefärbt:
Das war’s auch schon mit meinem kleinen Streifzug über den Heilsberg. Ganz sicher gibt es hier noch viel mehr zu entdecken. Für mich war es ein kleines Experiment, um neue Perspektiven und andere Bildstile auszuprobieren. Ich hoffe es hat Euch gefallen.
Alle Bilder sind übrigens mit einer Olympus E-PL9 aufgenommen worden.
Wenn Ihr Fragen oder Anregungen habt, könnt Ihr Euch gerne bei mir melden.