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  • Gerds Fototipp – Blende

    Gerds Fototipp – Blende

    Und wieder eine neue Ausgabe von Gerds Fototipp. Heute geht es um die Blende. Hier gleich mal das Video dazu:

    Was ist die Blende?

    Die Blende Deiner Kamera kannst Du mit der Pupille des menschlichen Auges vergleichen. Wenn wenig Licht da ist, sind Deine Pupillen groß. Wenn viel Licht da ist, sind Deine Pupillen klein. So sorgen Deine Augen dafür, dass immer die richtige Menge Licht auf Deine Netzhaut fällt. Die Netzhaut des Auges wäre dann in dieser Analogie der Sensor Deiner Kamera.

    Wie kannst Du die Blende einstellen?

    Bei vielen älteren Kameras und Objektiven konnte die Blende direkt am Objektiv eingestellt werden. Heute macht man das an der Kamera. Das kann manuell, halbautomatisch oder automatisch erfolgen.

    Bei den meisten Kameras gibt es vier Einstellungen, die sich direkt auf die Blende auswirken (s. nachfolgendes Bild).


    Betriebsmodi zur Beeinflussung der Blende

    Die Beschriftung der einzelnen Modi kann je nach Kameramodell auch abweichen

    Der Modus „M“ ist der manuelle Modus. Hier kannst Du Blende und Belichtungszeit komplett manuell und unabhängig voneinander einstellen. Ob Du die die richtige Kombination aus Blende und Belichtungszeit gewählt hast, wird bei praktisch allen Kameras im Sucher oder auf dem Kameradisplay angezeigt. Das ermöglicht die volle Kontrolle über die Belichtung.

    Im Modus „Av“, das „A“ steht für Aperture, also Blende, kannst Du direkt eine Blende wählen. Die passende Belichtungszeit wird dabei von der Kamera automatisch gewählt.

    Im Modus „P“ (Programmmodus), wird die Blende und die Belichtungszeit aufeinander abgestimmt gemeinsam geändert. 

    Zum Schluss gibt es noch den Modus „B“ (Bulb-Modus). Hier wird die Belichtungszeit durch wiederholtes Drücken auf den Auslöser festgelegt, also nicht von der Kamera bestimmt. Auch in diesem Modus kannst Du die Blende frei wählen.

    Offene und geschlossene Blende

    So wie beim Auge (was ja automatisch funktioniert) kannst Du die Blende Deiner Kamera öffnen, wenn viel Licht zur Verfügung steht oder schließen, wenn wenig Licht zur Verfügung steht. Eine geöffnete Blende wäre zum Beispiel f2.8 (eine kleine Zahl) und eine geschlossene Blende wäre zum Beispiel f16 (eine große Zahl). Was ist kleinste oder größte mögliche Blende ist, hängt von Deinem Objektiv ab, was gerade auf der Kamera ist.

    Zusammenhang Blende und Belichtungszeit

    Um ein ordentlich belichtetes Bild zu bekommen, muss natürlich genau die richtige Menge Licht auf den Sensor Deiner Kamera fallen. Nicht zuviel und nicht zuwenig. Sonst hast Du ein über- oder unterbelichtetes Bild.

    Wenn Du die Blende öffnet, also mehr Licht durch das Objektiv fällt, musst Du deshalb die Belichtungszeit verkürzen, um die Lichtmenge für ein korrekt belichtetes Bild gleich zu halten. Eine weitere Möglichkeit wäre die Verwendung von Graufiltern, die auch die Lichtmenge reduzieren. Beim Schließen der Blende musst Du umgekehrt vorgehen. Also die Belichtungszeit verlängern, um die Lichtmenge, die auf Deinen Sensor fällt, konstant zu halten.

    Die Blende kreativ nutzen

    Die genutzte Blende hat einen direkten Einfluss auf die Tiefenschärfe Deines Bildes. Wie Du im folgenden Bild gut sehen kannst, hat die offene Blende (f2.0) dazu geführt, dass ganz wenig Tiefenschärfe im Bild vorhanden ist. Das Motiv wird also sehr schön vor dem Hintergrund freigestellt.


    Offene Blende (f2.0)

    Das Schließen der Blende führt zu einer höheren Tiefenschärfe im Bild. Das folgende Bild zeigt sehr gut diesen Effekt.


    Geschlossene Blende (f16)

    Es wurde am gleichen Ort, fast zur gleichen Zeit mit f16 (Blende 16) aufgenommen. Die Tiefenschärfe ist hier viel größer und dadurch der Hintergrund viel deutlicher erkennbar. Das Motiv ist dadurch aber auch viel weniger vor dem Hintergrund freigestellt. Dafür ist mehr von der Umgebung zu sehen.

    Wie geht es weiter?

    Im nächsten Fototipp wird es um das Thema ISO-Einstellungen gehen und wie die wieder mit Blende und Belichtungszeit zusammenhängt.

    Ich würde mich sehr freuen, wennn Du diesen Blog oder meinen YouTube-Kanal abonnierst.

    Wir sehen uns in einer Woche.

  • Gramvousa und Balos

    Gramvousa und Balos

    Noch einmal hat es uns an den Balos Beach gezogen. Wir wollten diese schöne Landschaft einmal vom Meer aus entdecken. Also haben wir uns bei Cretan Daily Cruises ein Ticket für eine Tour nach Gramvousa und Balos gebucht. Ein Ticket für eine Person kostet 27 € und die Schiffe starten im Hafen von Kissamos.

    Nach wenigen Minuten Schiffsfahrt lag Kissamos schon hinter uns.

    Die Tour führt an der Kretischen Küste entlang und nach 45 Minuten tauchten schon die Felsen auf, welche die Lagune von Balos einrahmen.

    Die erste Station war die Insel Imeri Gramvousa mit ihrer venezianischen Festung, die vor der Lagune von Balos liegt.

    Ein steiler Aufstieg von etwa 15 Minuten führt zur dortigen venezianischen Festung, von der man einen traumhaften Ausblick in die Lagune von Balos und in das offene Meer hat.

    Der Werbespruch „Spend some time in paradise“ ist keinesfalls übertrieben.

    Verfallene historische Gemäuer sind an vielen Stellen auf dem Festungsgelände zu finden.

    Die Festung erstreckt sich über den gesamten Berggipfel.

    Nach dem Besuch der venezianischen Festung ging es weiter zur Lagune von Balos. Die Lagune hatten wir ja schon gesehen, also gingen wir einen anderen Weg als die meisten anderen.

    Schon bald entdeckten wir eine kleine, geschützte Bucht, die geradezu zum Baden einlud.

    Auch der Anblick von oben sah echt gut aus.

    Bei der Gelegenheit musste ich Elke auch gleich noch beim Schwimmen fotografieren.

    Morgen gibt es einen Beitrag über den griechischen Nationalfeiertag, der selbst in einer so kleinen Stadt wie Kissamos sehr pompös begangen wurde.

  • Skate- und Bike-Contest zum Quellenfest

    Schon seit einigen Jahren findet ein Skate- und Bike Contest zum Quellenfest in Bad Vilbel statt. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, auch dort zu fotografieren.

    Als ich ankam gab es erst mal eine unschöne Überraschung. Statt meiner EOS 5D Mark IV hatte ich mir meine EOS 6D eingepackt. Anfängerfehler! Nicht das die 6D eine schlechte Kamera wäre, aber für Sportaufnahmen ist die 5D Mark IV auf Grund ihres besseren Autofokus und der höheren Serienbildrate einfach besser geeignet.

    Aber wie auch immer. Man nimmt, was man hat und so hab ich mich schon mal beim Aufwärmen der Biker ausprobiert.

    Auch die Skater machten schon einen sehr coolen Eindruck.

    Bald gingen die Wettkämpfe los. Zuerst waren die Skater dran. Als ich gesehen habe, was sie drauf haben, war ich ganz froh, dass ich mit meiner Kamera auf festem Boden- und nicht auf einem Brett mit Rollen stand. Sonst hätte ich mir wohl eine Menge Blessuren geholt, die bei den Teilnehmern des Contest sicher auch nicht ausgeblieben sind.

    Manchmal schienen die Gesetze der Schwerkraft aufgehoben zu sein.

    Auch die Biker gaben ihr Bestes. Um sie möglichst effektvoll vor die Kamera zu bekommen, musste das Weitwinkel vor die Kamera.

    Auf dem Boden liegend und die Kamera gegen den Himmel gerichtet war ich auf der Jagd nach einem Biker, der mir entgegen geflogen kommt. Bad darauf ergab sich die Gelegenheit für ein Foto, so wie ich es schon in meinem Kopf hatte.

    Nun noch ein par Tips zur Sportfotografie. Im Sport geht ja alles ziemlich schnell. Deswegen ist es sinnvoll eine sehr kurze Belichtungszeit einzustellen. Die Bilder in hier habe ich alle zwischen 1/1000 und 1/2000 Sekunde fotografiert. Das führt natürlich oft dazu. dass man etwas mit dem ISO-Wert hoch gehen muss. Der Autofokus sollte auf „kontinuierlich“ eingestellt sein, damit die Sportler auch bei schneller Bewegung scharf abgebildet werden können. Es ist immer spannend, mal mit anderen Objektiven und Perspektiven zu arbeiten.

  • Frühling im Wald (mit Makro)

    Die Sonne lacht, 28 Grad – und das im April. Grund genug, mit der Kamera mal in den Frühlingswald zu gehen.

    Heute habe ich mein 100 mm Makro eingepackt, weil ich mal ganz nah ran gehen wollte.

    Das erste, was mir begegnete, waren Pusteblumen. Wahnsinn, Ende April. Die Erderwärmung lässt grüßen.

    Diese Aufnahme war noch recht leicht hinzu bekommen. Mit dem ISO bin ich bis auf 1000 gegangen und habe mit f 14 und 1/125 Sekunde fotografiert. Der hohe ISO-Wert war nötig, um eine ausreichende Tiefenschärfe zu bekommen, denn die ist bei Makroaufnahmen minimal.

    Bald zeigten sich die ersten blühenden Bäume.

    Das war schon schwieriger. Vor allem, weil mitten im Wald viel weniger Licht vorhanden ist. Der leichte Wind machte das Scharf stellen zu einem Geduldsspiel. Hier noch ein kleiner Tip für Makroaufnahmen: Den Autofokus auf kontinuierlich stellen und Die Kamera in den Serienbildmodus bringen. Dieses Bild wurde mit ISO 1000 f 4 und 1/125 Sekunde aufgenommen. Mit der Blende musste ich runter gehen, was an der weniger ausgeprägten Tiefenschärfe deutlich zu sehen ist.

    Der Wald war über und über mit blühendem Bärlauch bedeckt. Auch der musste natürlich fotografiert werden.

    Diese Blüten waren gerade mal knapp 2 mm groß.

    Die Nachbearbeitung erfolgte komplett in Capture One 11, meinem Lieblings-RAW-Koverter. Es ist einfach phantastisch, wie dieses Tool es ermöglicht, mit den Farben der Bilder zu arbeiten. Das war hier ganz besonders wichtig, denn durch das viele Grün, wirkten die Bilder teilweise sehr grünstickig. Aber der Farbeditor von Capture One hat es gerichtet. Alle Bilder wurden mit einer Canon EOS 5D Mark IV aufgenommen.

  • Fotografieren in Indien – Tipps und Tricks

    Fotografieren in Indien – Tipps und Tricks

    Das ist jetzt mein letzter Beitrag zum Thema Indien 2018. Wie angekündigt, gibt es jetzt keine Bilder, sondern einige Tipps und Tricks.

    Gesundheit

    Zu allererst: Achtet auf Eure Gesundheit!!! Ich selbst habe eine einzige Unvorsichtigkeit in Indien mit wochenlangem Unwohlsein und einem langen Krankenhausaufenthalt in Deutschland bezahlt. Die Grundregeln sind:

    • Eßt keine tierischen Produkte und auch keine Eier wegen der Salmonellen- und Typhusgefahr. Auf Grund der allgegenwärtigen Resistenzen helfen auch Typhus-Impfungen nur eingeschränkt.
    • Eßt kein frisches Gemüse, denn das wird oft mit menschlichen Fäkalien gedüngt. Ideal für die Übertragung von Infektionen und Parasiten.
    • Trinkt nur aus geschlossenen Verpackungen.
    • Putzt Euch die Zähne nur mit Mineralwasser aus geschlossenen Flaschen.
    • Trinkt keine Getränke mit Eiswürfeln.

    Wenn Ihr das beherzigt, dann habt Ihr eigentlich nichts zu befürchten.

    Unterkünfte

    Bei Hotels sollte man sehr genau hinschauen. Vor allen Dingen in großen Städten. Die Preise sind vergleichsweise hoch und die Qualität dafür niedrig. Ab umgerechnet 50 € pro Nacht wird es dann langsam besser.

    Die besten Erfahrungen haben wir mit AirBnB gemacht. Die Unterkünfte waren durchweg sauber und großzügig und die Gastgeber immer sehr freundlich und hilfsbereit. Dazu waren die Unterkünfte vergleichsweise viel günstiger als die Hotels.

    Fotoausrüstung

    Als sehr praktisch hat sich mein handgepäcktauglicher Fotokoffer erwiesen. Obwohl er viel schwerer war, als erlaubt, gab es nie Probleme bei der Abfertigung am Flughafen. Auch das Ein- und Auspacken aller Einzelteile bei der Abfertigung geht sehr schnell von der Hand. Für Unternehmungen vor Ort kann man sich dann noch einen kleinen Fotorucksack oder eine Tasche zum Umhängen mitnehmen.

    Auch wenn eine große Kamera und große Objektive für hochwertige Bilder sorgen: Für die Reise sind sie ungeeignet. Es sei denn, Ihr habt einen Assistenten dabei, der beim Tragen hilft.

    Viel besser macht sich eine kleine Systemkamera mit hochwertigen Objektiven. Hier reichen eigentlich drei Optiken, um alles abzudecken:

    • Ein Normal-Zoom,
    • ein Tele-Zom und
    • ein Weitwinkel-Zoom.

    Wer Makroaufnahmen machen will, kann auch noch ein Makroobjektiv einpacken. Von den sogenannten Reisezooms halte ich gar nichts. Die Bildqualität ist auch bei teuren Modellen eher bescheiden. Auf Grund der schlechten Lichtstärke sind die Möglichkeiten zur Bildgestaltung stark eingeschränkt.

    Ebenso sollte immer ein kleiner Blitz zum Aufhellen bei Gegenlicht und und für die Nacht dabei sein. Eine leichtes Reisestativ aus Carbon ist immer eine Empfehlung wert.

    Ganz wichtig: Tücher aus Mikrofaser und ein Blasebalg zum Reinigen von Objektiven und Sensor.

    Computer und sonstige Technik

    Die wichtigste Regel: Alle Daten doppelt oder dreifach und an verschiedenen Orten aufbewahren. Am Ende des Tages importiere ich meine Daten immer auf eine SSD oder Festplatte. Eine zweite Festplatte dient der Datensicherung. Ich benutze dafür am Mac TimeMachine.

    Mein neues MacBook mit i7-Prozessor hat sich auf der Reise wunderbar bewährt. Es wiegt fast nichts und ist trotzdem ein vollwertiger Computer auf dem sowohl Lightroom als auch Capture One flüssig laufen. Apropos RAW-Converter: Apple Fotos wird zwar langsam erwachsen, ist aber lustigerweise auf einem MacBook nicht zu gebrauchen. Die Performance ist unterirdisch und Abstürze sind an der Tagesordnung.

    Clouddienste kann man komplett vergessen. Meist ist nur ein WLAN auf Mobilfunkbasis vorhanden, was man sich mit vielen Leuten teilen muss. Die dabei verfügbare Bandbreite lastet man mit den Fotos eines Tages für mehrere Tage komplett aus. Permanente Verbindungsabbrüche sind an der Tagesordnung. Besser ist es, alles lokal zu speichern und zu Hause in die Cloud zu laden.

    Thema Stromversorgung: Meine ganze Stromversorgung läuft über USB. Das hat viele Vorteile:

    • Ich brauche nur ein Ladegerät für Notebook und Fotoausrüstung.
    • Ich kann bei Stromausfällen über Powerbanks weiter arbeiten.
    • Ich benötige nur eine Steckdose.
    • Powerbanks kann ich bei längeren Stromausfällen über en faltbares Solarpanel aufladen.

    Tipps zum Fotografieren

    Das Licht in Indien ist nur sehr schwer zu beherrschen. Man hat mit einem extremen Dynamikumfang, harten Lichtern und harten Schatten zu kämpfen. Eine Möglichkeit ist, dass harte Licht zur Bildgestaltung zu nutzen.

    Ein kleiner Aufhellblitz sollte immer auf der Kamera stecken, weil Gesichter sonst regelmäßig zu dunkel geraten.

    Eine andere Möglichkeit ist es, die frühen Morgenstunden oder die Zeit kurz vor und nach Sonnenuntergang zu nutzen. Da wir uns in Indien aber sehr nah am Äquator befinden, bleibt da nicht viel Zeit.

    Ein weiteres Thema ist vor allem in Städten der allgegenwärtige Smog. Ein Polfilter schafft etwas Abhilfe. Doch auch hier kann frühes Aufstehen helfen.

    Wer gern Menschen fotografiert, ist in Indien genau richtig. Kaum einer hat etwas dagegen, fotografiert zu werden. Oft wird man sogar nach einem Foto gefragt. Frauen sind oft etwas zurückhaltender. Aber eine freundliche Bitte wird auch hier nur selten ausgeschlagen.

    Indien ist staubig. Das merkt man spätestens dann, wenn man das erste Mal ein Objektiv gewechselt hat. Die ständige Reinigung von Sensor und Spiegel mit einem Blasebalg ist Pflicht. Ansonsten hat man im Nachhinein viel Arbeit, die entstandenen Sensorflecken von den Bildern zu entfernen.

  • Red Fort, Delhi

    Red Fort, Delhi

    Wir sind an der letzten Station unserer Reise angekommen, wobei sich das Ankommen etwas schwierig gestaltet hat.

    Die Portiers unseres Hotels in Delhi mussten erstmal ihre Wichtigkeit demonstrieren und mit einer Mischung aus Inkompetenz und Desinteresse unser Checkin verzögern. Als wir dann in unserer Zimmer kamen, sind wir fast wieder rückwärts rausgefallen. Es gab buchstäblich nichts, was nicht dreckig war. Vom Bad angefangen über das Bett bis zu den Wänden. Über das Bett, auf dem noch die Haare unserer Vorgänger lagen, krochen kleine Insekten. Blanke Stromleitungen hingen frei im Raum herum. So etwas habe ich echt noch nie erlebt. In keinem Land. Im Gegensatz dazu waren unsere AirBnB-Unterkünfte die reinsten Luxussuiten. Also Finger weg vom Shyam Palace in Pahar Gangj. Ein schlimmeres Rattenloch ist kaum vorstellbar. Mir stellt sich nur die Frage, warum booking.com so ein Rattenloch überhaupt anbietet.

    Nun war also die Suche eines neuen Zimmers angesagt. Das bedeutete schon einen gewissen Nervfaktor, weil es schon kurz vor Mitternacht war. Eine Stunde später konnten wir dann in ein passables Zimmer in einem anderen Hotel einziehen. Die Stimmung wurde wieder besser.

    Heute morgen hatten wir uns das Red Fort als Ausflugsziel vorgenommen. Eigentlich wäre noch viel mehr drin gewesen. Aber wir sind beide gesundheitlich noch recht angeschlagen. Mehr war einfach nicht zu machen.

    Die Fahrt von Pahar Gangj, der Altstadt von Delhi, bis zum Red Fort dauerte ca. 30 Minuten und kostete 150 Rupien. Das war ein fairer Preis.

    Das Red Fort in Delhi ist ein imposanter Bau, welcher zwischen 1639 und 1648 vom Mogulkaiser Sha Jahan errichtet wurde.

    Der Eintritt kostet für ausländische Touristen 500 Rupien pro Person. Eine lange Mauer aus rotem Stein umschließt das Fort.

    Nach mehreren Sicherheitskontrollen erreichten wir endlich das Innere des Forts. Dort waren wir erst einmal sehr überrascht, denn statt historischer Gebäude wurden wir von einer langen Ladenstraße begrüßt.

    Nach ein paar Minuten hatten wir es dann geschafft, der richtige Eingang in das Fort kam in Sichtweite.

    Dann wurde es imposant. In weitläufigen Gärten gab es immer wieder historische Hallen und Gebäude aus rotem Stein oder weißem Marmor mit wundervollen Malereinen und Einlegearbeiten zu besichtigen.

    Vor allem die Hallen aus weißem Marmor waren beeindruckend.

    Morgen geht es dann noch Hause. Dann wird es noch einen Blogeintrag geben, in dem ich ein paar Tipps zu Indien und der Fotografie in Indien geben werde. Das wird teils fotografisch und teils technisch.

    Wir hatten eine tolle Reise mit einigen, vor allem gesundheitlichen, Hindernissen. Indien ist ein phantastisches Land. Aber es gibt Dinge, die dem europäischen Touristen echt den Spaß verderben können. Elke hat dazu einen lustigen Blogeintrag gefunden: https://www.coconut-sports.de/asien/indien/skurrile-fakten-indien/.

    Nachtrag

    Unser letzter Abend in Indien sollte noch mit einem netten Abendessen in einem Roof-Top-Restaurant beschlossen werden. Davon gibt es in Pahar Gangj eine ganze Menge. Auf dem Weg dorthin habe ich meinem Spieltrieb freien Raum gelassen und mit Doppelbelichtungen an meiner keinen Olympus gespielt. Prompt kam eine Hochzeitsgesellschaft vorbei.

    Das pulsierende Leben auf den Straßen von Delhis Altstadt ist auch immer wieder spannend für ein Fotomotiv. Vorausgesetzt, man hat schon ein reduziertes Hörvermögen. Wenn nicht, ist der Nervfaktor durch das Dauerhupkonzert extrem hoch.

    Wir gingen also den Main Bazar immer weiter runter, bis wir an einer Kreuzung drei Roof-Top-Restaurants gefunden haben. Wir entschieden uns spontan für das Exotic Root Top Restaurant & Cafe. Besser hätten wir es nicht treffen können. Das Cafe ist ein Szene-Kaffe mit gechillter Musik und super leckerem Essen. Auch die Kellner sind sehr engagiert, was hier keine Selbstverständlichkeit ist. Sehr zu empfehlen sind die Käse-Spinat-Momos. Das ist die indische Variante der Maultaschen. Im Gegensatz zu den deutschen Maultaschen ist der Teig etwas dünner. Dafür ist die Füllung größer.

    Vom Dach konnten wir noch einmal das Straßenleben von Pahar Gangj bei Nacht beobachten.

     

  • Sightseeing in Jaipur

    Sightseeing in Jaipur

    Nach einigen Tagen, die ausgefüllt waren mit dem Besuch aller möglichen medizinischen Einrichtungen, um Elke wieder fit zu bekommen, konnten wir endlich wieder etwas unternehmen.

    Apropos medizinische Einrichtungen: In öffentliche Krankenhäuser sollte man in Indien nicht gehen. Wir haben eines von innen gesehen und waren beide der Meinung, dass dies ganz sicher der letzte Ort ist, an dem man in seinem Leben hingeht. Die Flure und die Wände sind dreckig. Überall riecht es nach Kot und Urin. Alles wirkt völlig überfüllt und schmutzig.

    Es gibt aber auch private Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäuser, die einen super modernen Eindruck machen. Aber wer sich das nicht leisten kann, ist auf das marode staatliche Gesundheitswesen angewiesen.

    Auch die niedergelassenen Ärzte sollte man mit Vorsicht genießen. Elke hat innerhalb einer Woche vier richtig harte Antibiotika bekommen, obwohl ein Laborbefund keinen bakteriellen Befall nachweisen konnte. Nach dieser Tortur sind wir beide noch nicht zu 100 % auf den Beinen und müssen wohl in Deutschland erst einmal zum Arzt gehen. Der behandelnde Arzt war übrigens ein „Senior Professor“ an der hiesigen medizinischen Fakultät.

    Nun aber wieder zu unserem Ausflug. Geplant war eine Tour zum Amber Fort und zum Tiger Fort. Beide liegen etwa 11 km außerhalb von Jaipur. Es empfiehlt sich früh zu starten, weil dann die Luft noch klar und die Hitze erträglich ist. Der Weg führte uns wieder einmal am Wasserpalast vorbei, der auf einem See zu schweben scheint.

    Er wurde 1799 erbaut, ist aber derzeit nicht mehr bewohnt und kann auch nicht besucht werden.

    Kurz vor dem Amber Fort begegnete uns noch eimal ein Schlangenbeschwörer mit einer indischen Kobra.

    Bis dahin schienen sich die Dinge zu wiederholen. Als wir dann aber am Amber Fort ankamen, bot sich ein toller Anblick.

    Am Fuß des Amber Forts liegt ein kleiner Teich, der zwar schön aussieht, aber einen sehr unangenehmen Geruch verbreitet. Schnell ergriffen wir die Flucht.

    Für ungeübte Wanderer mag der zwanzigminütige Aufstieg etwas steil erscheinen. Vor allem die Hitze ist belastend. Dazu wird man permanent von aufdringlichen Händlern bedrängt.

    Wer sich das nicht zutraut, kann für ca. 1000 Rupien auf einen Elefanten steigen und nach oben reiten.

    Der Innenhof des Amber Forts sieht imposant aus und ist in einem sehr guten Zustand.

    Es gibt einige kleine Kioske, wo man Snacks, Tee, Kaffee und Wasser bekommt. Die Preise sind fair.

    Der erste Innenhof nach dem Eingang und die dahinter liegenden Arkaden können noch kostenlos besichtigt werden. Von den Arkaden aus hat man einen schönen Blick auf die hinter dem Fort liegenden Berge.

    Will man tiefer in das Fort vordringen, werden für ausländische Touristen 500 Rupien pro Person fällig. Diese Investition lohnt sich aber, weil die weiter hinten liegenden Säulenhallen, Tempel und Palasträume wirklich sehenswert sind.

    Von den Innenhöfen aus hat man auch einen schönen Blick auf die Landschaft und die Elefantenkarawanen, sie sich in den Palast wälzen.

    Auch einiges Grün ist zu sehen, was in der trockenen Landschaft eine Wohltat für die Augen ist.

    Auf dem Weg zurück passierten wir noch einen Musikanten, der ganz einsam auf den Felsen eine ganz faszinierende indische Musik spielte.

    Jetzt ging es weiter zum Tiger Fort. Bei einem Zwischenstopp an einem Kiosk mussten wir unsere frisch erworbenen Chipstüten gehen ziemlich freche Vögel verteidigen.

    Der Blick vom Tiger Fort hinunter nach Jaipur war bei der klaren Luft atemberaubend.

    Sehr sehenswert waren die Zisternen, in denen früher während der Monsunzeit das Regenwasser gesammelt und gefiltert wurde. In der Trockenzeit war so das Fort mit Wasser versorgt.

    Der Eintritt in das Tiger Fort kostet 200 Rupien für ausländische Touristen. Wenn man den Kristall-Saal sehen möchte, muss man als Ausländer noch einmal 700 Rupien bezahlen. Dafür kann man dann auch noch die Skulpturen-Sammlung besichtigen und hat Zugang zum inneren Teil des Tiger Forts. Das war uns dann doch etwas teuer und wir haben darauf verzichtet.

    Noch ein paar Worte zu Jaipur und dem hiesigen Geschäftsgebaren. Auch wenn Jaipur die Schmuckhauptstadt von Indien ist. Man sollte hier lieber keinen Schmuck und auch keine Textilien kaufen. Es sei denn, mann kann knallhart verhandeln.

    Die Rikschafahrer arbeiten eng mit den hiesigen Unternehmen und Händlern zusammen. Manchmal wird man zu einer angeblichen Kooperative geführt, die Witwen beschäftigt, ein anderes Mal wird man einem angeblichen Guru vorgestellt, der in Wahrheit ein Schmuckhändler ist und „heilende“ Steine verkaufen will. Dabei wird gnadenlos das soziale Gewissen und das Interesse der Europäer an der indischen Spiritualität ausgenutzt, um völlig überteuerte Waren aller Art zu verkaufen. Auch ist oft nicht zu verifizieren, ob der angebotene Schmuck echt ist. Hier muss man sehr wachsam sein.

  • Hawa Mahal und City Palace

    Hawa Mahal und City Palace

    Der Tag sollte mit einem Arztbesuch starten, weil es Elke noch immer nicht gut geht. Damit mussten wir dann bis heute Abend warten, weil der Arzt gegenüber unserer Unterkunft den Tag über im Krankenhaus arbeitete.

    Nach einer kleinen Stärkung mit einem Chai sind wir in die Stadt aufgebrochen. Wir wollten mindestens die Märkte für den Schmuck, das Hawa Mahal und den City Palace anschauen. Die Fahrt führte also nach Pink City, der Altstadt von Jaipur. Der Name Pink City rührt von den pink gestrichenen Häusern her. Dazu gibt es zwei Überlieferungen: Die Eine besagt, dass damit einfach die marode Bausubstanz übertüncht werden sollte, der anderen Überlieferung nach wurde dies von einem der letzten Maharadschas zu Ehren der Krönung eines englischen Königs angeordnet. Wie auch immer: Der Eingang zur Altstadt sah schon mal schön aus:

    Das mit den Märkten gestaltete sich schwierig, weil die meisten Geschäfte noch geschlossen waren. Eigentlich hätten wir das uns das einen Tag nach Holi auch denken können. Also führte uns unser Weg sehr direkt zum hAwa mAhal, dem Palast der Winde. Dieser Palast wurde für die Hofdamen eines Maharadschas errichtet, damit diese das Treiben auf der Straße verfolgen konnten, weil die Hofdamen den Palast nicht verlassen durften.

    Sehr schön gestaltete Säulengänge lagen vor den Balkonen.

    Jedes der vielen Fenster, aus denen die Hofdamen das Treiben auf der Straße verfolgen konnten, war individuell gestaltet.

    Vom der obersten Etage bot sich ein wunderschöner Ausblick auf den gesamten Palast.

    Die Temperatur war mittlerweile bei 30 Grad angekommen. Höchste Zeit für einen kühlen Drink auf dem Dach eines kleinen Kaffes gleich gegenüber dem Hawa Mahal. Von dort bot sich eine schöne Perspektive auf den gesamten Palast,

    Weiter ging es zum City Palace. Leider galt dort mein „Composite Ticket“ nicht, was den Eintritt zu vielen Sehenswürdigkeiten in Jaipur abdeckt und zwei Tage lang gilt. Der Preis von 1000 Rupien ist für indische Verhältnisse schon ordentlich. Umso enttäuschter war ich, dass ich noch einmal 500 Rupien berappen sollte. Aber die Sache war es wert. Der Citi Palace zeigte sich in beeindruckender Architektur.

    Im Zentrum eines weitläufigen Hofes befindet sich eine überdachte Halle, in dem früher vom Maharadscha und seinem Gefolge alle wichtigen Entscheidungen getroffen wurden.

    Der Eingang zu diesem Hof wird von zwei schönen Elefanten aus Stein eingefasst, von denen hier einer zu sehen ist.

    Im City Palace selbst befinden sich mehrere tolle Museen, die sich vor allen Dingen mit indischer Kultur und Geschichte beschäftigen.

    Die Bilder vom heutigen Tag wurden von mir alle mit einer Olympus E-PL8 und einem 14-22 mm-Objektiv aufgenommen. Das hat mir die Schlepperei meiner großen Ausrüstung erspart, was bei der Hitze hier eine echte Erleichterung war.

    Wir hoffen ja, dass es uns morgen besser geht und wir es dann zu den Forts außerhalb der Stadt schaffen. Es lohnt sich also, weiter zu lesen.

  • Totenfeiern

    Totenfeiern

    Nach zwei Tagen krankheitsbedingter Pause melde ich mich wieder zurück.

    Gestern habe ich bis auf einen Gang zur Apotheke keinen Fuß vor die Tür gesetzt. Vorgestern waren wir unvorsichtig und aßen rohen Salat. Das war ein großer Fehler. Ich kann mich echt nicht erinnern, dass es mir schon mal so schlecht ging.

    Jetzt ist es hier 07:00 Uhr und die Antibiotika zeigen Wirkung. Nun habe ich wieder genug Energie, meinen Blog zu schreiben.

    Vorgestern war ein ganz besonderer Tag. Unser Ziel war die Kedara-Ghat. Unser Rikschafahrer hatte uns dann aber an der Harishchandra-Ghat abgesetzt. Sicher auch deswegen, weil man durch die engen Gassen an der Kedara-Ghat nicht mit der Rikscha durch kommt.

    Eigentlich wollten wir einen Besuch der Harishchandra-Ghat vermeiden, weil hier eine der Verbrenungsstätten für die Toten ist und wir nicht sicher waren, ob wir so etwas mental verkraften würden. Aber es sollte wohl so sein.

    Gleich zu Beginn wurden wir von einem Affen begrüßt.

    Ein paar Schritte weiter bot sich dann ein weiterer vielversprechender Anblick.

    Bald schon wurden wir angesprochen, um einen kleinen Tempel mit dem heiligen Feuer, mit dem das Totenbett zur Verbrennung angezündet wird, zu besichtigen.

    Unsere Spende von 50 Rupien hatte dann auch gleich zur Folge, dass wir eine Segnung in Form eines dicken roten Strichs auf der Stirn hatten. Das zugehörige Pulver ist rechts unten zu sehen.

    In einem Hinterhof lagerten Berge von Holz, die für die Verbrennung der Toten genutzt werden. Für jedes Totenbett werden zirka 300 kg Holz benötigt. Pro Monat werden an dieser Verbrennungsstätte vierzig bis fünfzig Verbrennungen vorgenommen.

    Arbeiter schleppen das Holz die vielen Treppen das Ghat hinunter bis an den Ganges.

    Es dauerte nicht lange, bis uns der Inhaber der Verbrennungsstätte entdeckte und uns einlud, einer Verbrennung beizuwohnen. Ganz wohl war uns dabei nicht. Zum Einen hatten wir das Gefühl, dass wir als Europäer hier nicht hingehörten und zum Anderen war es ein sehr merkwürdiges Gefühl, so direkt mit dem Tod konfrontiert zu werden. Außerdem wussten wir nicht, welche Anblicke uns erwarten würden. Wir brachten unsere Bedenken zum Ausdruck, aber der Inhaber der Verbrennungsstätte ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Schon gar nicht, als er erfuhr, dass ich als Fotograf tätig bin. Mehrfach sagte er, dass es ihm ein Anliegen wäre, diesen Teil der hinduistischen Kultur öffentlich zu machen. Normalerweise sind Fotos bei einer hinduistischen Totenfeier streng verboten. Umso mehr an einem so heiligen Ort wie in Varanasi am Ganges.

    Wie läuft nun eine hinduistische Totenfeier in Varanasi ab? Es beginnt damit, dass der Tote in bunte Tücher gehüllt auf einer Bambus-Bahre die Ghat hinunter an den Fluss getragen wird. Es sind nur Männer aus der Familie anwesend. Es gibt hier auch keine Priester. Frauen trauern separat.

    Der Tote wird im heiligen Wasser des Ganges gewaschen und in ein weißes Leinentuch gewickelt. Dann wird er auf das Totenbett aus Holz gelegt und weiteres Holz wird über dem Toten aufgeschichtet.

    Ein Familienmitglied holt aus dem Tempel mit dem heiligen Feuer ein Bündel brennendes Stroh und geht damit fünf mal um das Totenbett herum und zündet es dabei an. Die Zahl fünf steht dabei symbolisch für die fünf Elemente: Feuer, Wasser, Erde, Luft und Äther.

    Wenn der Tote fast verbrannt ist, werden seine letzten Überreste in den Ganges geworfen, damit der auch körperlich mit dem Göttlichen verbunden wird. Die Bilder davon will ich lieber nicht veröffentlichen, weil das für europäische Gemüter, dann doch etwas zu hart wäre.

    Das Feuer wird dann mit dem Wasser des Ganges gelöscht.

    Zum Abschluss der Totenfeier wird der Krug mit dem Wasser des Ganges nach hinten über die Schulter geworfen.

    Während der Trauerzeremonie erfuhren wir dann noch einige sehr interessante Dinge. So werden Frauen an anderen Plätzen als Männer verbrannt. Menschen, die in ihrem Leben viel Böses getan haben, sind nur ganz schwer zu verbrennen. Manche Menschen werden auch nicht verbrannt, sondern im Ganges versenkt: Kinder unter 10 Jahren, Heilige, Menschen,  Leprakranke und Tiere. Menschen, die von einer Schlange gebissen wurden, werden auf einen halbierten Bananenstamm gebunden und den Ganges hinabgeschickt.

    Den Toten wird auch ihr Schmuck bei der Verbrennung nicht abgenommen. Dieser geht automatisch in das Eigentum des Inhabers der Verbrennungsstätte über. Eine Verbrennung in Varanasi kostet 10.000 Rupien.

    Irgendwie war ich dann doch ganz erleichtert, als wir diesen Platz verlassen haben, um in die Seidenwebereien gleich nebenan geführt zu werden. Es ging durch dunkle Gassen. Überall war das Klappern der Webstühle zu hören.

    Natürlich ging es bei der ganzen Führung wieder ums Geld. Umgehend wurden wir in einen Verkaufsraum geführt, um Unmengen von Tüchern aus Seide, Paschmina und Wolle vorgeführt zu bekommen. Der Verkäufer konnte sogar etwas Deutsch und war der geborene Salesman.

    Das hatte natürlich zur Folge, dass wir nach einigen harten Verhandlungen doch etwas gekauft haben. Aber nicht ohne vorher zu fragen, ob da Kinderarbeit drin steckt. Natürlich ist das verneint worden. Kontrollieren konnten wir das nicht.

    Am Abend gab es dann noch mal eine Feuer-Puja am Dashashwamed-Ghat. Massen von Menschen drängten sich schon zusammen, um die Zeremonie zu erleben.

    Dieses Mal hatte ich auch mein Tele dabei und so gelangen noch einmal ein paar sehr schöne Aufnahmen.

    Der Rückweg in unsere Unterkunft war dann der blanke Horror. Beide spürten wir deutlich, dass bei uns gesundheitlich etwas nicht stimmte. Durch enge Gassen, die auch noch von Motorrädern bevölkert waren, suchten wir einen Weg ins Freie. Als wir es endlich geschafft hatten, standen wir vor einer riesigen Menschenmenge die einen unsäglichen Lärm verursachte. Irgendwie haben wir dann eine Rikscha gefunden, die uns in unsere Unterkunft gebracht hat. Später erfuhren wir, dass an diesem Abend die Holi-Woche eingeläutet wurde und ganz Varanasi auf den Beinen war.

     
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  • Der erste Tag in Varanasi

    Der erste Tag in Varanasi

    Vor zwei Tagen haben wir Bodhgaya verlassen und uns auf den Weg nach Varanasi gemacht. Bis zur Ankunft in Varanasi lief eigentlich alles ganz gut. Den Flughafen in Gaya konnten wir trotz eines Generalstreiks in Bodhgaya pünktlich erreichen. Hambuddha, einer unserer besten Rikaschafahrer hat es möglich gemacht.

    In Varanasi ging es dann los. Ewige Verhandlungen mit Taxifahren, die in der Regel von Touristen mindestens den doppelten Pries verlangen, dann ein Taxifahrer, der sich in der Stadt nicht auskannte. Ich habe ihn dann per Navi in die Nähe unserer AirBnB-Unterkunft gelotst. Eine genaue Adresse hatten wir nicht, denn es gibt hier keine Hausnummern. Den Rest hat dann eine Rikscha übernommen, die von unserer Vermieterin telefonisch an den richtigen Ort gelotst wurde.

    Als wir ankamen, waren wir sehr überrascht über die weitläufige Wohnung, die wir ganz allein zur Verfügung haben. Das war schon mal ein Glücksgriff.

    Am Abend fanden wir noch ein wirklich gutes vegetarisches Restaurant, in dem wir jetzt schon das vierte Mal gegessen haben.

    Der Stress ging in der Nacht los. Müde, wie wir waren, hatten wir vergessen, Maßnahmen gegen die Moskitos zu ergreifen. Morgens gegen drei Uhr wachten wir beide auf, weil alles juckte. Die Moskitos hatten uns den ganzen Rücken zerstochen! Nach dem Aufwachen stellten wir dann noch fest, dass das Internet ausgefallen war, und mein Handy baute keine Verbindung ins Mobilfunknetz mehr auf. Kein guter Start.

    Trotz mieser Stimmung ging es dann raus auf die Straße. Wir wollten etwas frühstücken und die Umgebung unserer Unterkunft erkunden. Das Frühstück hatten wir schnell gefunden. Auch eine Menge toller Hindu-Tempel. Der Lärm aber hat uns fertig gemacht. Nach zwei Stunden gaben wir auf und nahmen uns eine Rikscha zu unserer Unterkunft. Als wir ankamen, waren unsere Ohren taub. Es ist echt der Wahnsinn, was hier auf den Straßen abgeht. Wer am lautesten hupt, gewinnt.

    Nach zwei Stunden chillen fühlten wir uns wieder stark genug, um uns ins Getümmel zu werfen. Ziel war der Assi-Ghat, der erste Ghat flussaufwärts am Ganges. Zu unserer Erleichterung wurde es zunehmend ruhiger, je näher wir an den Ganges kamen. Das erste Highlight war ein Schlangenbeschwörer.

    Dass ich so etwas in meinem Leben noch einmal zu sehen bekomme, habe ich nicht zu hoffen gewagt. Der Anblick der Schlangen (im zweiten Korb war noch eine), war dann auch etwas furchterregend. Für die Vorführung waren natürlich ein paar Rupien zu berappen.

    Weiter ging es in Richtung Ganges, wo sich ein wundervoller Ausblick auf den Fluss bot. Die Schirme und Liegen dienten jedoch nicht zum Sonnen, sondern für eine hohe hinduistische Feier, die am Abend stattfinden sollte.

    Der Blick hinauf zum Ghat und dem darüber stehenden Tempel war nicht weniger beeindruckend.

    Alle zehn Meter wurden wir angesprochen, ob wir nicht eine Bootsfahrt auf dem Ganges machen wollten. Da wir das eh geplant hatten, kam uns das sehr entgegen. Je näher wir dem Ganges kamen, desto besser wurden die Angebote. Oben auf der Treppe waren es noch 700 Rupien für zwei Personen und eine Stunde. Unten am Fluss konnten wir dann 280 Rupien aushandeln.

    Die Fahrt war beeindruckend. Varanasi mit seinen unzähligen Tempeln und den vielen Ghats zog langsam an uns vorbei.

    An einem Ghat wurde Tote gewaschen und verbrannt, die noch zu Lebzeiten nach Varanasi gekommen waren, um hier aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburt erlöst zu werden.

    Überall fuhren kleine Fischerboote und einige Jugendliche fingen mit primitiven Angeln Fische. Die Fische würde ich aber nicht essen, weil das Wasser des Ganges wirklich extrem dreckig ist.

    Mittlerweile liefen die Vorbereitung für die hinduistische Zeremonie auf Hochtouren. Wir blieben sitzen und warteten ab. Es dauerte nicht lange, bis einige kleine Mädchen bei uns bettelten. Wir gaben ihnen etwas von unserem Chai. Aber bald entdeckten sie die Watte, die sich Elke als Lärmschutz gekauft hatte. Die Mädchen fanden es dann total lustig, sich damit die Nase zu putzen und hatten einen riesen Spaß dabei.

    Mich hat die ganze Szenerie sehr nachdenklich gestimmt und in mir kam die Frage hoch, wieviel man eigentlich braucht, um glücklich zu sein. Diese Mädchen hatten wirklich nichts. Nicht einmal genug zu essen. Trotzdem waren sie total fröhlich und ausgelassen.

    Fast pünktlich begann die Feier, eine Feuer-Puja, die uns einfach nur staunen ließ. 

    Zuerst wurden die Protagonisten der Zeremonie gesegnet.

    Dann begann die Feuer-Puja. Das Ganze war eine tief beeindruckende Mischung aus Gebeten, Musik, Tanz, Feuer, Rauch und Wasser. Alle Zuschauer beteten und sagen mit. So entstand eine unbeschreibliche Atmosphäre.

    Gleich nebenan wurde die Bühne für eine Vorführung klassischer indischer Musik vorbereitet. Auch wenn die Moskitos mehr und mehr Blut aus uns heraus saugten, wollten wir bleiben.

    Für unsere Ohren völlig fremdartige Klänge lagen in der Luft. Die ganze Stimmung war eine Mischung aus Meditation und Ekstase. Völlig gebannt hörten wir zu und schauten auf die Bühne. Es war einfach unbeschreiblich.

    An dem Tag gestern haben wir Indien wieder von allen seinen Seiten kennengelernt: unerträglicher Lärm, bittere Armut, gelebte Religion und höchste Kultur. Die Gegensätze sind hier so riesengroß, dass es manchmal mental nur schwer zu bewältigen ist.